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Was bedeutet Freiheit für mich?

Im Laufe des 1. Halbjahres (2019/20) haben wir uns im Ethik-Unterricht mit dem Thema Freiheit beschäftigt. Wir haben besprochen, was Freiheit bedeutet und wie wir sie individuell beschreiben würden. Die bedingte Freiheit, das Drei-Instanzen-Modell von Sigmund Freud, die Zukunftsprognose Huxleys, Designer-Babys und Freiheitsrechte waren die Hauptthemen, mit denen wir uns auseinander gesetzt haben und zu denen wir unter anderem Vorträge vorbereitet haben. Trotz der Tatsache, dass wir uns diesem Thema intensiv gewidmet haben, fällt mir nun auf, dass ich mir (wenn es nicht angefragt wurde) privat keine Gedanken gemacht habe. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel meine allgemeinen Gedanken, in Bezug auf diese Thematik, ordnen und zusammenfassen. Der Drang nach Freiheit ist für mich sehr groß. Und mit dem Drang nach Freiheit meine ich den Drang meine eigene Meinung zu äußern, jeden Tag nach meinen Vorstellungen zu gestalten, verstanden zu werden, Probleme zu lösen, Ziele zu erreichen, für mich selbst und meine Mitmenschen einzustehen. Gefühle sind schwer zu erklären und umso schwerer ist es das Gefühl der Freiheit zu erklären. Die eben genannten Beispiele waren ein kleiner Teil einer Vielfalt. Kleinigkeiten, wie das Einatmen der frischen Luft in der unberührten Natur oder das Aufwachen und das darauffolgende Realisieren keine Pflichten nachgehen zu müssen, reicht mir, um mich wie der freieste existierende Mensch fühlen zu lassen.

Andere mögen das eventuell anders sehen, aber das ist auch gut so. Vielfältigkeit unter Menschen macht dieses Thema erst so interessant. Für die einen bedeutet Eigenständigkeit gleich Freiheit und für die anderen Zweisamkeit gleich Freiheit (das bedeutet natürlich nicht, dass beides zusammen Unfreiheit ist). Mir selbst Grenzen zu setzen und meine Mitmenschen zu verstehen- das macht mich zu einem freien Menschen. „Je freier ich bin, desto unfreier sind alle anderen.“, im Unterricht empfand ich diesen Gedankengang als unverständlich, doch wenn ich jetzt genauer über diesen Satz nachdenke, erscheint es mir logisch. Wenn ich mich als Individuum dazu entscheide, mich an die Gesetzesvorlage eines Rechtsstaates zu halten, schränke ich mich selbst ein, aber mache alle anderen freier. Ich könnte z.B. auch einfach in die Wohnung meiner Nachbarn einbrechen und somit ihre Freiheit einschränken. Aber dadurch, dass ich das nicht und sie es auch nicht machen, profitieren wir beide von unserer Freiheit. Ich kann frei über meine Zukunft entscheiden, das ist zwar schwerer als die gesamte Zukunftsplanung einfach vorgelegt zu bekommen, aber gibt mir die Oberhand über mein Leben. Diese Oberhand über ihr Leben haben viele Menschen nicht. Ob es nun wegen Unterdrückung oder Sucht ist, überall auf der Welt gibt es Menschen, die wenig bis gar keine Freiheit besitzen. Diese Menschen kriegen ihren Mund zugeklebt, ihre Augen geschlossen und ihre Ohren gestopft. Diese Menschen sind unfrei und haben sich dieses Leben selten selbst ausgesucht.

Genau so wenig habe auch ich mir mein Leben ausgesucht. Ich habe mir nicht ausgesucht in diese eine bestimmte Familie hineingeboren zu werden, mit bestimmten Personen aufzuwachsen und sie mir ans Herz wachsen zu lassen, in diesem Land zu leben und bestimmte Leute kennenzulernen. Dennoch verspüre ich Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass mich nicht dasselbe Schicksal ereilen musste, wie die oben genannten unfreien Menschen. Das Wissen über die Existenz dieser Menschen gibt mir das Gefühl von ihnen auf einem Thron getragen zu werden. All die Menschen, die unterdrückt, versklavt und misshandelt werden. Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen für wenig Lohn arbeiten, die politisch verfolgt und auf Grund ihrer Person gehasst werden. Zu wissen, dass Menschen die Kleidung oder all die anderen Produkte, die ich täglich unbedacht verwende, hergestellt haben, während sie nicht einmal unter Sicherheitsbedingungen, wie Atemmasken oder Handschuhen, arbeiten, gibt mir ein schlechtes Gefühl. Das Gefühl auf ihre Kosten gut leben zu dürfen. Aber auch genau dieses Wissen gibt mir das Gefühl der Freiheit. Zu wissen, was auf diesem Planeten geschieht und auch die Kehrseite der Medaille zu kennen. Egal, wie schmutzig, schrecklich und unmenschlich diese Seite ist. Ich möchte wissen, wie sie aussieht, um mir meine eigene Meinung zu bilden, zu handeln und etwas verändern zu können. Sobald ich das nicht tun kann, bin ich unfrei.

Maryam Kouraichi (9e)